ZFO-Thesenpapier 1/24 veröffentlicht
Natur und Gesellschaft in der Meeresforschung –
Perspektiven interdisziplinärer Zusammenarbeit im Anthropozän
Dieses erste Thesenpapier des Zukunftsforums Ozean behandelt die Notwendigkeit interdisziplinärer und transdisziplinärer Zusammenarbeit in der Meeresforschung, insbesondere im Kontext der menschengemachten Umweltkrisen, wie dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität. Die zentrale These des Dokuments ist, dass bisherige Bemühungen in der Meeresforschung nicht immer zu effektivem, gesellschaftlichem Handeln geführt haben, da die Wechselwirkungen zwischen natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen noch unzureichend verstanden werden.
Es werden fünf Entwicklungsbereiche vorgestellt:
- Verbindung von Wissenschaftskulturen: Die Zusammenarbeit zwischen Natur- und Technikwissenschaften auf der einen sowie Sozial- und Kulturwissenschaften auf der anderen Seite muss intensiviert werden, um ein besseres Verständnis der komplexen Herausforderungen zu erreichen.
- Reformen in der Ausbildung: Interdisziplinäre Kompetenzen sollten bereits früh in der wissenschaftlichen Ausbildung vermittelt werden, um später bessere Kollaborationen zu ermöglichen.
- Strukturelle Reformen der Forschungsorganisationen: Meeresforschungsinstitutionen sollten interdisziplinäre Strukturen schaffen, um den Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen zu fördern.
- Anpassung der Projektförderung: Forschungsprojekte sollten interdisziplinäre Ansätze priorisieren, wobei eine Findungsphase für die gemeinsame Problemdefinition gefördert werden sollte.
- Öffnung zur Gesellschaft: Transdisziplinäre Zusammenarbeit mit nicht-akademischen Akteur:innen, wie z.B. NGOs oder lokalen Gemeinschaften ist unerlässlich, um gesellschaftliche Akzeptanz und Lösungen zu entwickeln.
Das Papier betont, dass interdisziplinäre Forschung nicht nur eine Ergänzung, sondern eine Notwendigkeit für die effektive Lösung der globalen Meeresprobleme ist.
Hintergrund
Dieses Thesenpapier entstand im Rahmen eines von der Volkswagenstiftung gefördertes „Scoping Workshops“ mit dem Titel:
„Von der Meeresforschung zum gesellschaftlichen Handeln: Perspektiven interdisziplinärer Zusammenarbeit für die UN-Ozeandekade“
Der Workshop fand vom 7.-9. Juni 2023 im Schloss Herrenhausen in Hannover statt. Koordiniert wurde der Workshop von Dr. Tanja Bogusz, Wissenschaftlerin am Center for Sustainable Society Research (CSS) der Uni Hamburg. Zum Antragskonsortium gehörten außerdem Prof. Dr. Helmut Hillebrand (Direktor des Helmholtz Institut für Funktionelle Marine Biodiversität – HIMBF und Universität Oldenburg), Dr. Moritz Holtappels (Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung (AWI) Bremerhaven), Dr. Gesche Krause, (AWI Bremerhaven) sowie Prof. Dr. Achim Schlüter (Zentrum Marine Tropenforschung (ZMT) Bremen) und Prof. Dr. Thorsten Schlurmann (Konsortium Deutsche Meeresforschung und Universität Hannover).
Die Ergebnisse des Workshops sind in das Arbeitsfeld Inter- und Transdisziplinäre Meeresforschung (InTraOcean) des Zukunftsforums Ozean eingefloßen und unter dessen Koordination das hier beigefügte Thesenpapier nun erscheint. Die Leitung des Arbeitsfeldes haben Dr. Tanja Bogusz und Dr. Moritz Holtappels inne.
Das Dokument kann unten in Deutsch und Englisch heruntergeladen werden.